Der Maikäfer gehört trotz schwindender Bestände noch immer neben dem Marienkäfer zu dem bekanntesten Käfern. Das liegt vermutlich auch daran, dass er noch immer als Vorlage für Schokoladenkäfer dient. Biologisch gehört die Gattung der Maikäfer (Melolontha) zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae).
Der humoristische Zeichner und Dichter Wilhelm Busch (1832 bis 1908) kannte Massenflüge von Maikäfern noch aus eigenem Erleben. Auch im 20. Jahrhundert kam es noch zu diesen Massenflugereignissen des Maikäfers.
Etwa 22 Millionen Maikäfer alleine in der Rheinpfalz im Jahre 1911 oder 1939 an der Bergstraße bei Heppenheim, wo man 300 Zentner Maikäfer, das entspricht etwa 18 Millionen Tieren gefangen hatte. In dicken Trauben hingen bei diesen Massenflügen Maikäfer von den Laubbäumen herab und haben diese rasch kahlgefressen. Mangelte es dann an Laub, gingen die Käfer auch an Nadelbäume.
Die wirtschaftlich bedeutenderen Schäden verusachten aber nicht die Maikäfer, sonderen deren Larven, Engerlinge genannt. Die begatteten Maikäferweibchen legen Eier in die Erde und die daraus schlüpfenden Engerlinge ernähren sich von Wurzeln. Sind es bei jungen Engerlingen die Wurzelfasern und Humusstoffe, werden später dann alle möglichen Wurzeln gefressen. Die Engerlinge konnten bei massenhaftem Auftreten Wiesen, Getreidefelder oder Kartoffeläcker vernichten. Historisch wurden Maikäfer durch Einsammeln bekämpft. In Wien sollen 1951 sogar eine Milliarde Tiere eingesammelt worden sein. Die städtische Tierkörperverwertungsanstalt hat daraus tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine hergestellt. Aber die eingesammelten Maikäfer wurden auch für die menschliche Ernährung genutzt.
Stimmt die Meldung der Fuldaer Zeitung aus dem Jahre 1925, so sollen dort Studenten die Maikäfer ganz roh gegessen haben. In Konditoreien sollen die Käfer verzuckert zu haben gewesen und kandiert zum Nachtisch auf den Tisch gekommen sein. Für eine Maikäfer-Bouillon ist das Rezept überliefert: „Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten.“ Später haben chemische Bekämpfungsmaßnahmen die Maikäfer zur Rarität gemacht, auch wenn sich in den letzten Jahren Feld- und Waldmaikäferbestände wieder etwas erholt haben.
Sprachen wir bisher vom Maikäfer, so ist jetzt ein genauerer Blick auf diese Gattung notwendig, denn bei uns treten drei Maikäferarten auf:
Die häufigste Art ist der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha), auch Gemeiner Maikäfer genannt. Verwandte Arten sind der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) und Melolontha pectoralis, die als wärmeliebende Art nur in Südwestdeutschland vorkommt. Am besten kann man die Maikäferarten an ihrer Hinterleibsspitze unterscheiden.
Feldmaikäfer werden 20 bis 30 Millimeter lang. Kopf, Rumpf (Thorax) sowie große Teile der Bauchseite sind schwarz gefärbt. Beine, Flügeldecken und Fühler hingegen sind rotbraun und die Flanken sind weiß. Die Fühler gehen am Ende fächerförmig auseinander, was für Blatthornkäfer typisch ist. Das Männchen weist an den Fächern sieben, das Weibchen nur sechs Lamellen aus. Die Lamellen des Männchens sind länger als die des Weibchens.
Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) werden 22 bis 26 mm lang. Kopf und Brust sind meist braun, können aber auch dunkler sein. Auch Waldmaikäfer weisen die typischen weißen Haardreiecke an den Seiten des Hinterleibs auf.
Bei Melolontha pectoralis fehlt ein deutscher Trivialname. Er ähnelt in der Form den beiden anderen Arten, allerdings ist die Spitze des Hinterleibs beim Weibchen kaum verlängert. Körperlänge 20 bis 28 Millimeter.
Paarung
Bis zu 50.000 Geruchssensoren gibt es auf den Fühlerlamellen. Damit spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Forscher der Freien Universität Berlin fanden heraus, dass sich die Männchen des Feld- wie des Waldmaikäfers zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen orientieren. Erst in der Nahdistanz kommt dann als weiterer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.
Nach der Paarung im Frühling legen die Weibchen ihre Eier in den Boden. Die Engerlinge überwintern zweimal, dann verpuppen sich die Larven im Boden. Im Herbst schlüpfen die fertigen Käfer, bleiben aber bis zum folgenden Frühling noch in der Puppenwiege und kriechen erst ab April/Mai aus der Erde. Die Entwicklung dauert in unseren Breiten meist drei bis fünf Jahre, was dazu führt, dass auch alle drei bis fünf Jahre mit einem verstärkten Auftreten von Maikäfern zu rechnen ist. In den Jahren dazwischen erscheinen nur relativ wenige Maikäfer. Beim Feldmaikäfer in Bayern soll 2021 ein Maikäferjahr werden. Zu Massenvermehrungen kommt es nur alle 30 bis 45 Jahre.
Euer
Hans
Hans Greßirer
Landesfachgruppenleiter Arten-
und Biotopschutz der NaturFreunde
Deutschlands, Landesverband Bayern e.V.
---
Benutzte Fachliteratur:
Harde, Karl, Wilhelm und Severa, Frantisek: Der Kosmos-Käferführer, Stuttgart 1988, S, 54 f. und S. 254 f.
Onlinequellen:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/kaefer/01263...